Dienstag, 28. September 2010

Im Bauch Bangkoks

Es gibt hunderte von Märkten in Bangkok, für jeden Geldbeutel, für jeden Geschmack. Der Ratchawat Markt z.B. ist auf eine Art das Gegenteil vom Luxusmarkt Or Tor Kor, siehe Beitrag vom 5. Juli. Es ist duster, chaotisch und laut, überall laufen Katzen durch die Gänge. Es duftet nach Currypaste und Jasminblüten, aber stinkt auch nach Fisch und irgendwie modrig. Ich hatte dunkel das Gefühl, ich befinde mich im Bauch Bangkoks. Für zartbeseitete Seelen empfiehlt es sich übrigens nicht unbedingt die Fleischabteilung zu besuchen, in der breit grinsende Männer in blutbespritzten Schürzen komplette Rinder auf dem gekachelten Boden zerteilen. Aber all das bedeutet aber überhaupt nicht, dass die Qualität schlechter ist, als im aufgeräumten Or Tor Kor. Die Empfehlung diesen atmosphärisch dichten Ort zu besuchen, habe ich von einem bekannten Bangkoker Foodstylisten bekommen, der hier regelmässig für seine Fotoproduktionen einkauft. Auch hier, wie überall in der Stadt, gilt, nur der Geschmack zählt.
Where to find: Ratchawat Market, Nakhon Chaisi Road, Bangkok

Samstag, 25. September 2010

Singha mit Aussicht

Wenn es einem gelungen ist den Weg vorbei an chinesischen Altmetallhändlern zum Riverview Guesthouse zu finden, wird man im obersten Stockwerk für seine Mühen fürstlich belohnt. Dieser Ort ist, in verschiedenster Hinsicht, quasi der Gegenentwurf zum State Tower (siehe Post vom 27. Juni) Das siebenstöckige Hotel ist ein relativ heruntergekommener Kasten mit dem Charme einer Jugendherberge, einer chinesischen Jugendherberge wohlgemerkt, das Essen würde ich auch nicht unbedingt empfehlen, aber mit einer Flasche eisgekühltem Singha Bier kann man nicht viel falsch machen. Die Aussicht allein rechtfertigt den Aufenthalt auf der Dachterasse, zum Essen kann man dann ja woanders hingehen... Übrigens, Obacht in der Regenzeit, bei meinem letzten Besuch lief der Chao Praya gerade über, und das Wasser stand in der Lobby.
Where to find: Riverview Guesthouse, 768 Soi Phanurangsri, Songwad Road, Chinatown, Bangkok

Donnerstag, 23. September 2010

Nur der Geschmack zählt

Das Restaurant Kook Chom Shop ist ein Phänomen. In einer deutschen Stadt würde wohl niemand hinter der Fassade so einer rummeligen Baracke, den ehemaligen Koch eines 5 Sterne Hotels vermuten, geschweige denn würde der skeptische Gast exzellentes europäisch inspiriertes Essen erwarten. Das ist das Tolle an Bangkok und den Thais, hier zählt einzig und alleine der Geschmack, und der ist wirklich gut. Wie Chom und seine Truppe diese Ergebnisse angesichts der sehr rudimentären Bedingungen hinbekommen, ist mir ein komplettes Rätsel. Aber der Erfolg spricht für sich. Als ich mit Freunden mittags um eins den Hort der Genüsse betrete, sind alle wackeligen Plastiktische besetzt, schnell füllt sich der unsere mit Köstlichkeiten, besonders die Spaghetti mit Jakosbsmuscheln und Knoblauch haben es mir angetan. Chom, in seiner blütend weissen Kochuniform, steht mal selbst am Herd oder macht Scherze mit den Gästen und verweist nicht ohne Stolz auf die zahllosen Zeitungsausschnitte über ihn und seine Kunst, die prominent an der Wand hängen. Glücklich und satt widmen wir uns im Anschluss dem anderen Vergnügen, welches dieser Ort zu bieten hat: gigantisch große Fische füttern und zwar mit Toast, erhältlich direkt am Bootsanleger.
Where to find: Bangkok, Thewet Express Boat Pier, hinter dem überdachten Anleger die erste Bude links

Dienstag, 21. September 2010

Ein Volk liebt seinen König

Das ist kein einfacher Post, wie schreibt man als Deutsche einen Beitrag über die Liebe eines Volkes zu ihrem König. Weil soviel steht fest, die Thais lieben und verehren König Bhumibol Adulyadej, Rama IX von ganzem Herzen. Keine von oben diktierte Lobhudelei könnte bewirken, mit welcher Emphatie, und welcher Hochachtung die Menschen hier von ihrem Monarchen sprechen. Deswegen ist es auch überhaupt nicht opportun sich mit unserer gewohnten Respektlosigkeit über ihn zu äussern, nicht nur kann das von offzieller Seite empfindliche Strafen nach sich ziehen, nein, die Thais finden das auch einfach überhaupt nicht komisch. Aus diesem Grund stehe auch ich selbstverständlich im Kino, bevor der Film losgeht, auf, wenn dem König Respekt gezollt wird, und auch ich verharre im Lumpinipark die Minute um sechs Uhr, wie im übrigen auch die unzähligen Jogger, wenn die Nationalhymne gespielt wird, schliesslich bin ich hier zu Gast. Auch wenn es mir ganz schön fremd ist. Die oben gezeigten Bilder sind übrigens nur ein kleiner Teil meiner Königsbildersammlung, welche ständig erweitert wird.

Sonntag, 19. September 2010

Grandioser Stilmix

Wenn es nach mir ginge, hätte ein Einrichtungsagazin wie "My Home" auch am deutschen Kiosk eine Chance verdient. Im Gegensatz zum eher upmarket, stylischen Magazin "room" (siehe auch mein Post vom 15.07.) zeigt es einen eher verspielten Stil, wie er hier in Thailand sehr populär ist. Wobei das Ganze zum Glück nicht diesen süsslichen Schmelz hat, wie er in deutschen Wohnmagazinen leider oft zu finden ist. Farben und Jahrzente werden wild gemixt, teure Einzelstücke mit Flohmarktfunden garniert, Individualität ist Trumpf. Künstler und andere kreative Menschen zeigen ihre sehr persönliche Vorstellung von Zuhause. Selbstgemachtes spielt oft eine grosse Rolle, kein Wunder, sind doch Möbelpreise, wie in Europa für die meisten Thais unerschwinglich. Im hinteren Teil des Heftes gibt es darum auch regelmässig DIY Anleitungen Schritt für Schritt in Bildern. Ein weiterer Pluspunkt dieses charmanten Heftes sind seine Gartengeschichten, auch wenn ein deutscher Mensch, selbst mit grünem Daumen, schon aus klimatischen Gründen von solcher Pracht nur träumen kann. Lesen kann ich die Texte leider immer noch nicht, aber sich von den gutgemachten Fotos inspirieren lassen, ist auch schön.
Where to find: z.B. in der sehr gut sortierten Zeitschriftenabteilung der Supermarktkette Villa

Freitag, 17. September 2010

Verkehrsgünstig gelegen

Was mich immer noch und immer wieder besonders freut, sind die kleinen versteckten Schätze, denen man in dieser grossartigen Stadt so unverhofft begegnet. Diese kleine openair Bar, in der man auch essen kann, liegt eingeklemmt zwischen 6-spurigen Strassen und riesigen Wolkenkratzern im lauten Ratchathewi. Doch kaum biegt man in die Soi ab, wird es fast dörflich mit schummerig beleuchteten Häusern, streunenden Katzen und riesigen Bäumen. Jazz und Thaipop liegen in der Luft. Diverse Bars liegen hier direkt nebeneinander, alle mit grossem Garten, jede Menge twenty-somethings treffen sich in grossen Gruppen und haben ordentlich Sanook (thai für Spass). Wir auch!
Where to find: Soi Thamma Salot, Phayathai Road, von der BTS kommend, kurz vor der Brücke rechts rein, gegenüber dem VIE Hotel, Bangkok.

Mittwoch, 15. September 2010

Drachenglück und Totengeld

Chinatown ist mit Worten schwer zu beschreiben, es sind einfach zuviele Eindrücke, die gleichzeitig auf einen einprasseln. Das Gefühl, stell ich mir vor, ist so in etwa, als würde man mitten in einem Taifun von Sinneseindrücken stehen. Und dieser Laden, in dem gläubige Chinesen religiöse Devotionalien erwerben, ist quasi die Quintessenz dieses Taifuns. Es gibt keinen freien Zentimeter in diesem unglaublichen Geschäft, überall stapeln sich leuchtend bunte Götter, kugelige Papierlampen, duftende Kerzen und Räucherstäbchen, schutzgebende Drachen, offensichtlich gerade im Sonderangebot, und funkelnde Hausaltäre. Ein Schwerpunkt im Sortiment sind Bestattungsartikel, der Verstorbene bekommt für sein Leben im Jenseits all das was er braucht, all das, was er im diesseitigen Leben auch hatte, Autos, Kleidung, Schmuck, Geld, alles nur aus Papier, welches bei seiner Feuerbestattung mit ihm zusammen verbrannt wird. Wir finden diese Dinge skurril, ich hab auch schon Papierkleidung gekauft, aber die Chinesen finden es gruselig etwas zur Dekoration zu verwenden, was den Toten vorbehalten ist.
Where to find: Dieser spezielle Laden ist fast an der Kreuzung Charoen Krung, Ecke Ratchawong, erkennbar an den vielen Lampions unter der Decke, aber auf der Charoen Krung weiter Richtung Leng Noi Yee Temple sind noch jede Menge Adressen mit tollster chinesischer Dekoration zu finden.

Montag, 13. September 2010

Das Sylt Thailands

Nein, Koh Samet ist natürlich nicht so schick, wie Sylt, und zum Glück auch nicht so teuer, aber wenn der gestresste Bangkoker fürs Wochenende raus ans Meer will, dann fährt er nach Samet, wie der Hamburger nach Sylt. Am einfachsten geht das mit dem Minivan ab Victory Monument in ca. 3 Stunden über Rayong direkt zum Pier in Ban Phe, rauf auf die Fähre oder das Speedboat und dann ist man auch schon gelandet auf diesem winzigkleinen Island, auf dem man nicht viel mehr tun kann als schwimmen, essen, schlafen und ... feiern. Wer erleben will, wie die thai Jugend abfeiert, und wer Feuerspektakel liebt, der kann das am Wochenende im Silver Sands beobachten, sehr laut, sehr lustig. Wer es lieber ruhiger hat, sollte das Wochenende meiden. Resorts gibt es in jeder Preisklasse, alle liegen mehr oder weniger direkt am Strand. Mein Tipp ist das Tubtim mit einer großen Auswahl an unterschiedlichen Bungalows, in der Low Season gibt es einen Basic Bungalow, mit Fan, wie im Bild schon für 800 bht / 20 Euro die Nacht. Da die Insel zur Zeit noch vorwiegend ein Ziel für Thais ist, kann man auch im Tubtim hervoragend essen. Unberührte Natur würde ich die Insel nicht gerade nennen, obwohl sie Teil eines National Parks ist, für dem man seltsamerweise beim betreten auch 200 Baht pro Person Eintritt zahlen muss, was auch immer die Ranger dann man mit dem Geld anfangen...aber für einen erholsamen Kurztripp von Bangkok aus ist Koh Samet das perfekte Ziel.

Donnerstag, 9. September 2010

Die Dessertwerkstatt

Chinatown ist laut, anstrengend und vor allem heiss, aber trotzdem grossartig und ganz bestimmt eins meiner liebsten Stadtviertel in Bangkok. Irgendwann braucht man aber einfach eine Pause vom Getümmel, und genau das ist in dieser Gegend nicht ganz so einfach, die Anzahl der Cafes ist recht übersichtlich. Genauer gesagt, ich kenne keins, aber es gibt das klimatisierte!! Old Siam. Das Old Siam ist ein very old fashioned Shoppingcenter, verteilt über mehrere Etagen kann man alles kaufen, was der eher traditionell eingestellte Bangkoker so braucht z.B. Schmuck, Sarongs und Seide, aber eben auch, wie in allen Malls, diverse Köstlichkeiten. Im Parterre finden sich viele kleine Stände, wo man zugucken kann, wie klassische thailändische Desserts hergestellt werden, probieren und kaufen kann man natürlich auch. Die Thais mögen es meistens gerne sehr süss und bunt, nicht ganz mein Geschmack, aber anschauen lohnt sich in jedem Fall, und wem doch mehr nach einem guten Kaffee zumute ist, dem sei Black Canyon Coffee im ersten Stock empfohlen.
Where to find: Old Siam Plaza, 12 Triphet Road, Chinatown, Bangkok

Sonntag, 5. September 2010

Herzliche Grüße aus dem Jenseits

Das besonders spannende am Leben in einer fremden Kultur, ist ja meistens das, was man nicht versteht. Und die Sache mit den, für Thais allgegenwärtigen Geistern, ganz ehrlich, die versteh ich nicht. Um diese Lücke zu beheben, besuche ich die grandios aufbereitete Austellung " Creativities from Beyond" im TCDC. Ich lerne, dass Angst der Ursprung aller Geister ist. Menschen opferten zu allen Zeiten für gute Ernte, zu Ehren ihrer Ahnen, für Gesundheit und Kindersegen. Soweit bekannt, aber im heutigen Thailand, wo jeder ein Handy hat, sich Millionen Menschen bei facebook tummeln und Wolkenkratzer das Bild der Stadt bestimmen, sind Geister immer noch ein wichtiger Faktor im Leben der Thais. Geisterhäuser stehen vor jedem Haus, besonders prachtvolle vor Banken und Regierungsgebäuden, das Geschäft mit Amuletten blüht. Für die Vorhersage der Zukunft, bzw. das Verhindern von Unglück gaben die Thais im Jahr 2008 ca. 63 Millionen Euro aus, nicht eingerechnet die Ausgaben für ein standesgemäßes Begräbnis. Geister sind also auch im Thailand 2010 ständig präsent, sehr plastisch zu sehen auch, in den täglich über den Bildschirm flimmernden Soap-Operas, die ohne Geister aus dem Totenreich nur der halbe Spass wären. Fremd ist mir das alles immer noch, aber jetzt bin ich zumindest ein bischen schlauer.
Wo zu sehen: "Creativities from Beyond", im TCDC, Emporium Shoppingmall, 6.Etage, zu sehen noch bis 21.11.2010, täglich ausser Montags, 10.30 - 21.00h